b) Mit uns bleibt Studieren in Baden-Württemberg ein Erfolgsmodell

Das Studium ist ein attraktiver Bildungsweg, der Persönlichkeitsentwicklung und beruflichen Erfolg verspricht. Wir GRÜNE wollen daher allen, die ein Studium aufnehmen möchten und dazu befähigt sind, die Möglichkeit dazu geben. Der Zugang zum Studium darf nicht vom Geldbeutel oder von der sozialen Herkunft der Eltern abhängen. Deswegen haben wir die allgemeinen Studiengebühren abgeschafft und neue Studieneinstiege und neue Formen der Studienberatung geschaffen. Darüber hinaus haben wir den Einstieg ins Studium für beruflich Qualifizierte erleichtert. Diesen Kurs der Öffnung der Hochschulen werden wir GRÜNE in der nächsten Legislaturperiode fortsetzen.

Ausreichendes Angebot an Studienplätzen in Ausnahmequalität

Gemeinsam haben Landesregierung und Hochschulen in einem Kraftakt alles dafür getan, um einer Rekordzahl an Studierenden die Aufnahme eines Studiums zu ermöglichen. Wie im Hochschulfinanzierungsvertrag festgeschrieben, soll die bestehende Zahl an Studienplätzen erhalten bleiben. Wir wollen überprüfen, ob das Angebot an Studienplätzen im Masterbereich der Nachfrage entspricht. Mit dem Programm „Master 2016“ haben wir erste Schritte zu einem Ausbau der Masterstudienplätze unternommen. In stark nachgefragten Feldern werden wir einen weiteren Ausbau forcieren, gegebenenfalls werden wir Studienplätze vom Bachelor- in den Masterbereich umschichten. Unser Ziel ist es, die Qualität des Studiums stetig zu steigern. In der nächsten Legislaturperiode werden wir Hochschulen, Lehrende und Studierende ermuntern, die heute schon vorhandenen Freiräume des Bachelor-Master-Modells zu nutzen. Wir wollen Anreize dafür setzen, dass Hochschulen Studienordnungen flexibel gestalten und innovative Lehrund Studienformate erproben, um den über eine reine Berufsausbildung hinausgehenden Charakter des Studiums zu erhalten. So können etwa die verstärkte Einbeziehung digitaler Medien oder eine Studienstruktur mit interdisziplinären Anteilen, wie ein fächerübergreifendes gemeinsames Studium generale, Zukunftsmodelle sein.

Indem wir bereits begonnene Modellprojekte zum Wechsel in die duale Ausbildung fortführen, möchten wir Alternativen zum Studienabbruch anbieten und die Durchlässigkeit des Studiums verbessern. Wir werden auch die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) stärken und gemeinsam mit der Wirtschaft und den Partner*innen in der Ausbildung weiter unterstützen. Mit ihrer besonderen Praxisnähe ist sie ein Erfolgsmodell. Vor allem bei der Organisationsentwicklung werden wir die DHBW unterstützen, mit dem Ziel, die operativen Abläufe an den neun Standorten möglichst effizient und subsidiär zu organisieren.

Wir greifen den gesellschaftlichen Bedarf auf

Einen besonderen Stellenwert beim Ausbau der Studienplätze nimmt für uns die Akademisierung der Gesundheitsfachberufe, aber auch der Erziehungsberufe ein. In einem Wettbewerbsverfahren wurden primärqualifizierende Studiengänge der Pflegewissenschaft, der Physiotherapie und des Hebammenwesens aufgebaut. Diesen Weg wollen wir fortsetzen und ihn auf andere Berufe, in denen Bedarf an akademischen Fachkräften besteht (z.B. Logopädie, Ergotherapie, deutsche Gebärdensprache), ausweiten.

Nichtstaatliche Hochschulen ergänzen das staatliche Angebot. Beispielsweise decken die an den kirchlichen Hochschulen angesiedelten Studiengänge die Ausbildung für wichtige gesellschaftliche Felder im Bereich der sozialen Berufe und der frühkindlichen Pädagogik ab. Diese Studienangebote, bei denen der gesellschaftliche Bedarf größer ist als das öffentliche Angebot, wollen wir weiterhin gezielt unterstützen. Gemeinsam mit den staatlich anerkannten freien pädagogischen Hochschulen werden wir prüfen, wie eine Unterstützung der Lehrerbildung an Lehrerbildungsstätten von Schulen in freier Trägerschaft ermöglicht werden könnte.

Mit der von uns auf den Weg gebrachten Reform der Lehrerbildung haben wir den Hochschulen neue Freiräume eröffnet, um die Lehrerbildung an Universitäten wie an Pädagogischen Hochschulen auf eine neue Stufe zu heben. Mit der Reform ermöglichen wir eine bessere Zusammenarbeit der Hochschularten. Das Studium eröffnet künftig mehr Optionen (Polyvalenz) und bereitet junge Lehrerinnen und Lehrer besser auf die schulische Praxis vor. Dazu werden Fachlichkeit, Pädagogik und Diagnostik gestärkt und besser aufeinander abgestimmt. Der Übergang zum Master erfolgt nach klaren Kriterien. Bei der Umsetzung werden wir die Hochschulen dabei unterstützen, sich als starke Orte der Lehrerbildung zu profilieren. So erhöhen wir die Qualität der Lehrerbildung im ganzen Land.

Studieren als Möglichkeitsraum unterstützen

Die Studierendenschaft wird zunehmend heterogener, insbesondere an den Hochschulen für Angewandte Wissenschaften. Das macht neue Formen der Studienbegleitung notwendig. Da wir glauben, dass dieser Trend an Bedeutung gewinnen wird, sagen wir zu, die erprobten und erforschten Modelle auszubauen und zu erweitern. Wir werden darauf hinwirken, dass Studieren in individueller Teilzeit überall möglich wird. Dies erleichtert es zum Beispiel für Studierende mit Kindern oder zu pflegenden Angehörigen, wie auch für diejenigen, die während des Studiums arbeiten müssen oder wollen, ein Studium zu beginnen und erfolgreich zu beenden. Damit ist das Teilzeitstudium ein Beitrag zu Bildungsgerechtigkeit und zum lebenslangen Lernen. Genauso müssen die Aufgabe der Inklusion und der Barrierefreiheit weiter bearbeitet werden. In all diesen Belangen halten wir an dem Prinzip fest, Studierende auf Augenhöhe an der Entwicklung der Hochschulen zu beteiligen.

Nach 35 Jahren „ohne“ haben wir die Verfasste Studierendenschaft in Baden-Württemberg wieder eingeführt. Sie ist zu einer starken politischen Stimme der Studierenden geworden. Eine Besonderheit dabei ist das Recht der Studierendenschaft, bindende Vorschläge zur Mittelverwendung von jährlich rund 20 Millionen Euro Qualitätssicherungsmitteln zu machen. Das stärkt die Studierendenschaft als ernstzunehmende Akteurin an den Hochschulen. Wir erwarten von den Hochschulen, eine angemessene Kultur der Beteiligung zu entwickeln und werden diesen Prozess politisch unterstützen. Dazu gehört es, Hochschulhaushalte transparenter zu gestalten. Auch sollen die studentischen Vertreter*innen in den Gremien der akademischen Selbstverwaltung von den Studierenden bestimmt werden.

Studierende sollen die Möglichkeit haben, gerade auch während des Studiums, unsere Gesellschaft aktiv mitzugestalten. Ehrenamtliches Engagement neben dem Studium möchten wir stärker anerkennen, so dass engagierten Studierenden durch eine längere Studienzeit keine Nachteile entstehen, etwa beim Bafög-Bezug oder durch drohende Exmatrikulation. Wir unterstützen die Hochschulen dabei, Möglichkeiten zu finden, wie einige Wochen im Sommer klausurenfrei bleiben können, damit Studierende beispielsweise nicht als wichtige Ehrenamtliche bei der Betreuung von Ferienfreizeiten entfallen.

Damit Hochschulen sich weiter sozial öffnen können, muss die immer vielfältiger werdende Arbeit der Studierendenwerke angemessen gewürdigt werden. Vor allem die Themen des studentischen Wohnens und einer bezahlbaren Miete in Universitätsstädten werden wir intensiv politisch begleiten. Wir werden die Studierendenwerke in Baden-Württemberg gezielt beim Bau zusätzlicher, qualitativ hochwertiger Studierendenwohnheime unterstützen. Wir setzen uns darüber hinaus dafür ein, dass Studierende ein landesweites Semesterticket erwerben können.

Hochschulen innovativ und international aufstellen

Mit den Herausforderungen unserer Zeit lassen wir Lehrende an den Universitäten und Hochschulen nicht alleine. Daher bauen wir die Angebote zur hochschuldidaktischen Weiterbildung und zum landesweiten Austausch von Best-Practice-Modellen der Hochschullehre aus. Zu diesem Zweck gilt es, verstärkt die Möglichkeiten digitaler Medien zu nutzen. Wir werden die baden-württembergischen Hochschulen und Universitäten bei der Entwicklung von Online-Lehr- und Lernformen in Studium und Weiterbildung weiter unterstützen. In der Forschung, aber auch beim Studierendenaustausch, profitiert Baden-Württemberg von Europa.

In Baden-Württemberg wird der europäische Gedanke gelebt und trägt dazu bei, Grenzen in den Köpfen abzubauen. Das zeigen grenzüberschreitende Forschungsprojekte, der oberrheinische Universitätsverbund, trinationale Studiengänge mit Frankreich und der Schweiz genauso wie die vielen Studentinnen und Studenten, die Austauschprogramme wie ERASMUS in Anspruch nehmen. Wir GRÜNE stehen für den europäischen Gedanken und werden diesen auch in der Wissenschafts- und Hochschulpolitik vorantreiben. Zugleich werden wir bei der Gestaltung der Studiengänge die Internationalisierung weiter vorantreiben, denn Wissenschaft ist grenzenlos.