e) Gute Ernährung: Regional, ökologisch, lecker

Essen und Trinken ist Ausdruck von Genuss und Lebensqualität und wichtig für unsere Gesundheit. In Baden-Württemberg werden hochwertige regionale Lebensmittel produziert, die Genuss und Nachhaltigkeit verbinden. Regionales Essen aus biologischem Anbau unterstützt die regionale Wertschöpfung und schützt das Klima. Wir GRÜNE stehen für eine Genusskultur, die den Wert unserer Nahrungsmittel in den Mittelpunkt stellt.

Lebensmittelkennzeichnung: Wissen, was drin ist

Nur wer über echte Wahlfreiheit und vollständige Information verfügt, kann bewusst mit Lebensmitteln umgehen und sich ausgewogen und gesund ernähren. Verbraucherinnen und Verbraucher sind dabei auf eine unmissverständliche und verlässliche Kennzeichnung von Lebensmitteln angewiesen, die ihnen informierte Konsumentscheidungen ermöglichen.

Damit Qualität beim Kauf klar erkennbar ist, setzen wir uns weiterhin für klare Produktkennzeichnungen ein, die Auskunft über Herkunft und Inhaltsstoffe sowie gentechnisch veränderte Bestandteile geben. Das Qualitätszeichen Baden-Württemberg erhalten dank einer ersten Initiative der GRÜN-geführten Landesregierung nur noch Produkte, die zu 100 Prozent gentechnikfrei hergestellt sind, damit die Verbraucherinnen und Verbraucher beim Lebensmittelkauf sicher sein können.

Agro-Gentechnik wollen wir weder auf unseren Tellern, noch auf unseren Äckern oder im Futter unserer Nutztiere. Deshalb nutzen wir konsequent alle landespolitischen Spielräume, um Baden-Württemberg gentechnikfrei zu halten. Wir sind dem europäischen Netzwerk gentechnikfreier Regionen beigetreten und verpachten landeseigene Flächen nur noch unter der Bedingung gentechnikfreier Bewirtschaftung. Im neuen Naturschutzgesetz haben wir einen Schutzgürtel von 3000 Meter um Naturschutzgebiete vorgeschrieben, um sie gegen das Eindringen gentechnisch veränderter Organismen (GVO) abzusichern. Wir fordern außerdem die Bundesregierung auf, sich auf europäischer Ebene endlich klar gegen die Zulassung von GVO auszusprechen und ein deutschlandweites, einheitliches Opt-Out-Recht beim Anbau von GVO umzusetzen, damit es keinen Flickenteppich bei der Zulassung in Deutschland gibt.

Beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln machen wir uns dafür stark, dass das Vorsorgeprinzip gegenüber unserer Gesundheit und einer intakten Umwelt deutlich mehr Beachtung erfährt. Wir werden uns gegenüber der Bundesregierung und der Europäischen Union deshalb weiterhin konsequent dafür einsetzen, dass der Einsatz des unter Krebsverdacht stehenden, für Mensch und Umwelt schädlichen Pflanzenschutzmittels Glyphosat, grundsätzlich verboten wird. In Baden-Württemberg verzichten wir ab sofort auf die Verwendung von Glyphosat bei der Bearbeitung von landeseigenen Liegenschaften. Wir setzen uns weiter dafür ein, dass das von der EU zwischenzeitlich verhängte Verbot der bienengefährlichen Neonicotinoide ohne Abstriche beibehalten wird.

Grundsätzlich muss – auf EU- und Bundesebene – das Zulassungsverfahren für Pestizide modernisiert und auch die aktuelle außerindustrielle Forschung berücksichtigt werden. Auf Bundesebene haben wir vorgeschlagen, die Tierhaltungskennzeichnung von Frischfleisch analog zur Eierkennzeichnung eindeutig und verbindlich mit einem Zahlencode einzuführen. Damit soll den Verbraucherinnen und Verbrauchern auch beim Kauf von Fleisch eine Entscheidung in Kenntnis der Tierhaltungsform ermöglicht werden. Für diesen Vorschlag werden wir weiterhin kämpfen und uns dafür einsetzen, artgerechte Haltung bei weiteren tierischen Produkten kenntlich zu machen. Außerdem verbessert eine klare Kennzeichnung die Vermarktungschancen für die bäuerlichen Betriebe in Baden-Württemberg.

Kein Einsatz von Antibiotika in der Nutztierhaltung

Vor dem Hintergrund der zunehmenden Resistenzbildung bei Bakterien gegen Antibiotika ist die Minimierung des Antibiotika-Einsatzes in der Nutztierhaltung dringend geboten. Reserveantibiotika müssen ausschließlich dem Menschen vorbehalten werden. Gleichzeitig haben kranke Tiere schon aus Tierschutzgründen ein Recht auf eine notwendigeBehandlung. Wir fordern deshalb vom Bund, dass den Ländern mehr Informationen über die Verteilungswege der Antibiotika zur Verfügung gestellt werden. Nur so können wir die Warenströme vom Pharmakonzern bis zur einzelnen tierärztlichen Hausapotheke in Missbrauchsfällen durch einfache elektronische Abfragen überprüfen und Probleme frühzeitig erkennen. Wir wollen durch vorbeugende Maßnahmen zur Förderung der Tiergesundheit die Notwendigkeit von Antibiotika verringern.

Auch außer Haus gesund essen

Täglich essen tausende Menschen in Baden-Württemberg in Kantinen und Mensen. Immer mehr Menschen fragen dabei gute Qualität der Außer-Haus-Verpflegung nach. Sie möchten auch bei der Arbeit, in der Schule oder in der Uni gesund, ausgewogen und nachhaltig essen.

In den Kantinen, Mensen und Küchen des Landes werden wir mit gutem Beispiel vorangehen und in Modellprojekten in allen Landesteilen zeigen, wie der Anteil an Bio-Produkten und regional sowie naturverträglich erzeugten Lebensmitteln erhöht werden kann. Die Auswahl des Essens ist wichtiger Bestandteil der Selbstbestimmung. Es ist deshalb unser Ziel, auch ein gutes Angebot vegetarischer und veganer Ernährung in der Außer-Haus-Verpflegung zu unterstützen und so echte Wahlfreiheit herzustellen. Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit und stützen regionale Wirtschaftskreisläufe. Landwirtinnen und Landwirte, die biologisch produzieren oder auf biologische Produktion umstellen möchten oder sich auf Regionalprodukte spezialisiert haben, brauchen auch verlässliche Abnehmer – in der Außer-Haus-Verpflegung werden solche entstehen.

Besonders in den Schulen und Kindergärten wächst die Nachfrage nach regionalen Bioprodukten. Für unsere Kleinsten ist uns das Beste auf dem Teller gerade gut genug. Wir werden weiterhin alle Bildungsträger nach Kräften dabei unterstützen, möglichst gesundes und leckeres Essen für unsere Kinder anbieten zu können. Die Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung unterstützt deshalb Kommunen und Schulen im ganzen Land bei der Planung, dem Aufbau und der Optimierung von Schulverpflegungsangeboten. Um mehr Kindern als bisher, regelmäßig frisches Obst zur Verfügung zu stellen, haben wir das Schulobstprogramm für viele zusätzliche Schulen geöffnet und möchten dieses erfolgreich weiterführen.

Ein Schwerpunkt unserer ernährungspolitischen Arbeit ist die Ernährungsbildung von Kindern. Damit vermitteln wir die Grundlage für eine gute körperliche Entwicklung und ein gesundes Leben. Mit Bildungsangeboten zum Thema „Zwischen Hektik und Genuss“ möchten wir verstärkt Jugendliche, Junge Erwachsene und Berufstätige ansprechen.

Wir wollen verstärkt sozial Benachteiligte erreichen, um dort, wo es besonders gebraucht wird, ein spezielles Unterstützungsangebot zu machen. In Zukunft wollen wir das Thema Nachhaltigkeit in den Landesprogrammen zur Ernährung noch stärker berücksichtigen und haben das bisherige Programm daher um Nachhaltigkeit, CO2-Abdruck, Regionalität und die Verwertung von Speiseresten erweitert und ein Aktionsprogramm „Nachhaltig essen“ entwickelt. Bauernhöfe und vor allem Biobauernhöfe sind ideale Lernorte, um ein Bewusstsein für diese Themen zu schaffen.