Klimamarsch in Karlsruhe: Bericht in den Badischen Neuesten Nachrichten (BNN)

„Intelligenztest für unsere Spezies“

Gut 500 Teilnehmer beim Klimamarsch durch die Fächerstadt / Stapf: Hitzetage nehmen zu

7154Seit heute morgen verhandeln die Vertreter von 195 Staaten in Paris über die künftigen Klimapolitischen Ziele und über mögliche Strategien zur Eindämmung von Treibhauseffekt und Erderwärmung. Bereits gestern gingen in Karlsruhe über 500 Menschen auf die Straße und forderten mit einem Marsch durch die Innenstadt verbindliche Beschlüsse für den Klimaschutz.

„Es hat in der Vergangenheit genügend Lippenbekenntnisse gegeben, nun müssen endlich einmal konkrete Ziele vereinbart und auch eingehalten werden“, betonte Demonstrationsanmelderin Desiree Tischler. Die Demonstration war einer der vom Kampagnen-Netzwerk AVAAZ organisierten Klimamärsche, die im Vorfeld des Gipfeltreffens in vielen Städten auf der ganzen Welt organisiert wurden. Im vergangenen Jahr gingen dabei rund 700.000 Menschen auf die Straße, in Karlsruhe waren es damals rund 100 Teilnehmer. „Durch diese Märsche können die Bürger zeigen, dass ihnen der Klimaschutz am Herzen liegt und sie ein klares Bekenntnis von der Politik erwarten“, so Tischler.7074

Stapf: „Auch Karlsruhe wird durch den Klimawandel betroffen sein”

Unterstützt wurden die Demoanmelderin und ihrer Mitstreiter von einem breiten Bündnis aus Politik, Wissenschaft und Umweltschutz. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) bekannte sich ebenso zu den klimapolitischen Zielen der Demonstranten wie die Grünen oder das Institut für Ressourceneffizienz und Energiestrategien (IREES). „So viel Rückhalt zu spüren ist eine tolle Sache“, betonte Tischler, und auch von der Resonanz aus der Bürgerschaft auf den Aufruf war sie „positiv überrascht“. Sie sei eigentlich ein eher zurückhaltender Mensch und trete kaum bei Demonstrationen in Erscheinung, so Tischler, „aber der Klimaschutz geht schließlich alle an“.

Das Netzwerk AVAAZ beruft sich bei seinen Forderungen auch auf die Schätzungen der Hilfsorganisation Oxfam, wonach Umweltkatastrophen seit dem gescheiterten Klimagipfel von 2009 weltweit Schäden in Höhe von rund einer halben Billion Dollar verursachten. Mehr als 650 Millionen Menschen seien seither von klimatischen Extremereignissen betroffen gewesen.

“Jeder kann ein Klimaschützer sein”

„Auch Karlsruhe wird durch den Klimawandel betroffen sein und zwar durch eine deutliche Zunahme von Hitzetagen und Tropennächten“; betonte Umweltbürgermeister Klaus Stapf bei seiner Ansprache bei der Abschlusskundgebung. Außerdem werde der Klimawandel noch weitere, größere Flüchtlingsströme generieren. „Ohne deutliche bessere Rahmenbedingungen wird der Kampf gegen den Klimawandel verloren gehen“, mahnte Stapf, und gerade Deutschland müsse dabei immer wieder 7284eine Vorreiterrolle spielen. „Wenn hier kein erfolgreicher Klimaschutz gelingt, wo dann?“, fragte Stapf und verwies auch auf die zahlreichen Karlsruher Projekte für einen nachhaltigen Klimaschutz wie das städtische Klimakonzept mit dem Ziel einer klimaneutralen Kommune im Jahr 2050, die vielen internationalen Klimapartnerschaften sowie die gute Vernetzung mit den Wissenschaftseinrichtungen in der Fächerstadt.

„Außerdem kann jeder ein Klimaschützer werden“, warb Stapf für eine umweltbewusste Gestaltung des Alltags. Für viele Menschen sei der Klimawandel zwar immer noch sehr abstrakt, so Stapf, aber letztlich seien 7119die derzeitigen Herausforderungen „ein Intelligenztest für unsere Spezies“.

Quelle: BNN/Ekard Kinkel vom 30.11.2015