Der Tanz mit dem Habeck – Ein Nachbericht zur BDK im Januar 2018

Liebe Freundinnen, liebe Freunde,

im Dezember habt ihr mich zum Delegierten gewählt und nach Hannover zum Wahlparteitag geschickt. Und ich bin sehr gerne hingefahren. Wie es ausgegangen ist, wisst ihr alle, habt es im Fernsehen gesehen, in der Presse nachgelesen oder im Livestream verfolgt. Ich möchte versuchen, die Stimmung auf diesem Parteitag einzufangen. Was also folgt, ist ein subjektiver Bericht über meinen zweiten Bundesparteitag.

Gerade angekommen und die U-Bahn besteigend grüßt mich der ÖPNV Hannover mit dem Spruch des Tages: „Ertrage die Clowns!“. Ob das Voltaire-Zitat wohl mein persönliches Motto des Parteitags werden wird? Den ein oder die andere Selbstdarsteller*in gibt es wohl auf jedem Parteitag, und einige davon haben eine durchaus humoreske Note. Zwar ist es erst mein zweiter Parteitag, aber auch ich kann schon Mitglieder ausmachen, die in nicht enden wollender Regelmäßigkeit einen Antrag nach dem anderen stellen. Da ich noch recht frisch dabei bin, kann ich es unter „running gag“ abhaken und die Clowns tatsächlich ertragen, aber den alten Häsinnen und Hasen geht es schon mächtig auf den Wecker, wie man dem Verzweiflungsstöhnen rundherum entnehmen kann. Aber das nur am Rande.

Für mich war diese BDK an vielen Stellen ein emotionales Erlebnis. Den Anfang machte die Verabschiedung unserer langjährigen Vorsitzenden verbunden mit ihren eigenen Reden und den wunderbar kurzweiligen Laudatoren Klaus Töpfer für Simone und unserem Landesvater Winfried für Cem. Auch das Gedenken an das Grünen-Urgestein Helmut Lippelt, der in würdevollen aber auch durch Anekdoten gewürzten Worten von Jürgen Trittin verabschiedet worden war, hat mich tief bewegt. Die stehenden Ovationen für unsere scheidenden MdBs waren hochverdient. Stellvertretend für alle möchte ich Volker Beck nennen (ohne dessen unermüdlichen Kampf die „Ehe für alle“ sicherlich immer noch nicht gekommen wäre – dafür meinen ganz persönlichen Dank) und den mit nicht enden wollendem Applaus auf die Bühne begleiteten Hans-Christian Ströbele. Aber der für mich größte Moment war der Auftritt einer kleinen, ganz großen Frau: Hanni Lévy. Die Überlebende des Nazi-Terrors hat uns am Holocaust-Gedenktag eindrücklich vor Augen geführt, dass wir nicht vergessen dürfen, dass wir nicht nachlassen dürfen zu erinnern. Und dass wir alle dankbar sein müssen, noch lebende Zeitzeugen unter uns zu haben. In nur wenigen Jahren werden Schulkinder nicht mehr aus erster Hand erfahren können, was damals passiert ist. Umso wichtiger werden solche Gedenktage und umso mehr müssen wir sie begehen.

Über die Wahl unserer Vorsitzenden ist viel in den Medien berichtet worden, daher erspare ich euch die Details. Die meisten von euch werden gerade diesen Punkt intensiv verfolgt haben. Nun haben wir unseren neuen Vorstand, vereint unter einer Realo-Doppelspitze von Annalena Baerbock und Robert Habeck. Die Zukunft wird weisen, ob wir eine weise Wahl getroffen haben. Ich wünsche den beiden viel Erfolg und das nötige Quantum Glück, das man eben auch braucht, um eine solche Aufgabe gut ausfüllen zu können. Die richtigen Qualitäten bringen beide mit, da war sich die BDK sicher.

Nach dem offiziellen Ende des Parteitags fanden wir uns alle auf der Parteitagsparty wieder: Die Delegierten und Gäste, ehemalige Parteichefs und neue Vorstandsmitglieder, offizielle Helfer*innen und Mitarbeiter*innen. Und dann dreht man sich nichtsahnend um und stellt fest, dass man mit Robert Habeck auf der Tanzfläche abrockt. Ich bin irgendwann schon vor Mitternacht gegangen, ich war einfach zu müde und zu erschlagen von 1 ½ vollgepackten Tagen.

“… und das ist er der Anfang“, das war das Motto der BDK. Für Annalena und Robert ist es das auf jeden Fall. Vermutlich der Anfang von etwas ganz Großem…

von Thorsten F., aktives Mitglied seit Sommer 2017