Ministerpräsident Winfried Kretschmann: Der erste seiner Art

Landesvater – mit diesem Begriff hat Winfried Kretschmann anfangs gefremdelt. „Er war mir zu paternalistisch und zu altmodisch. Jetzt finde ich ihn in Ordnung, weil es bei den Bürgern ein starkes Bedürfnis danach gibt. Darin spiegelt sich der Wunsch nach einer Politik der Besonnenheit und der langen Linien“, sagt der erste grüne Ministerpräsident der Republik. Kretschmann ist so beliebt kaum ein anderer Ministerpräsident Deutschland. Rund 70 Prozent der Bürgerinnen und Bürger sind zufrieden mit seiner Arbeit.

Kretschmanns Bilanz als Regierungschef kann sich sehen lassen: Baden-Württemberg steht so gut da wie selten zuvor, es ist modern und weltoffen wie nie zuvor. Die Zahlen sprechen für sich: Höchstes Wirtschaftswachstum, Exportland Nr. 1 in Deutschland, europaweit führend bei Forschung und Innovation, mehr Erwerbstätige als je zuvor, mit die niedrigste Arbeitslosigkeit. „Das ist natürlich zuallererst das Verdienst der Unternehmen und ihrer Beschäftigten. Aber auch die Landesregierung scheint einiges richtig zu machen“, sagt Kretschmann und schmunzelt. „Wir setzen auf intelligentes Wachstum bei sinkendem Verbrauch von Energie, Ressourcen und Natur. Wir machen eine moderne Industriepolitik, um unsere Wirtschaft ökologisch zu erneuern.“

Ziel: Führender Standort für Industrie 4.0

Außerdem will Kretschmann die Chancen der digitalen Revolution für Baden-Württemberg nutzen. Sein Ziel: Das Land zum führenden Standort für Industrie 4.0 zu machen. „Damit unsere Unternehmen auch in zehn Jahren noch  die Nase vorn haben und die Arbeitsplätze der Zukunft bei uns entstehen“, so der Ministerpräsident.

Es war die Liebe zur Natur, die den früheren Biologielehrer zu den Grünen gebracht hat. „Deshalb war es für mich ein echtes Herzensanliegen, den lange vernachlässigten Naturschutz ins Zentrum der Politik zu rücken.“ Das Ergebnis: Heute hat Baden-Württemberg nicht nur im Nordschwarzwald seinen ersten Nationalpark, sondern auch  die modernste Naturschutzstrategie Deutschlands.

Und auch bei der Energiewende und bei der nachhaltigen Mobilität hat die grün-rote Landesregierung das Land entscheidend vorangebracht. So freut sich Kretschmann besonders darüber, dass nun nach harter Vorarbeit beim Ausbau der Windkraft der Knoten geplatzt ist: „Mir ist wirklich ein Wackerstein vom Herzen gefallen.“

Politik des Gehörtwerdens

Die aktuelle Flüchtlingssituation sieht Kretschmann als „riesige humanitäre Herausforderung“, die seine Landesregierung mit kraftvollem Krisenmanagement angeht. „Wir handeln koordiniert, entschlossen und mit ganzer Kraft, um unserer Verantwortung bestmöglich gerecht zu werden.“ Die größte Aufgabe liegt aber noch vor uns, so Kretschmann: eine engagierte und entschlossene Integrationspolitik, die auf Fördern und Fordern setzt. Gelingt die Integration, kann das Land gestärkt aus der Flüchtlingskrise hervorgehen, ist Kretschmann überzeugt. „Wir können es schaffen, wenn wir die Sache mutig, pragmatisch und realistisch angehen.“

Kretschmann und seine Regierung machen nicht nur eine neue Politik, sie machen auch anders Politik. Den Menschen genüge es heute nicht mehr, alle fünf Jahre an die Wahlurne zu gehen, so Kretschmann. Sie wollten mitreden und sich einbringen. „Deshalb liegen wir richtig mit unserer Politik des Gehörtwerdens. Wir stärken die direkte Demokratie und haben neue Formate der Bürgerbeteiligung eingeführt – etwa für die Planung von Großprojekten.“

Kretschmann geht, wann immer es sein Terminkalender zulässt, mit seiner Frau raus in die Natur und wandert. Er mag beim Wandern besonders, „dass man den Gedanken nachhängt und sie immer wieder verliert in der Landschaft, das ist eine entspannte, im besten Sinne des Wortes nutzlose, eine spielerische Form des Denkens.“