b) Gesundheitsversorgung: Nah an den Menschen

Wir GRÜNE wollen, dass jeder Mensch unabhängig von Herkunft, Einkommen und sozialer Stellung Zugang zu einer bedarfsorientierten und wohnortnahen Gesundheitsversorgung hat. Je nach Bedarf kann das bedeuten: eine niedergelassene Ärztin, eine Pflegekraft der Sozialstation, ein medizinisches Versorgungszentrum oder ein Krankenhaus. Das fordern wir auch und gerade im Ländlichen Raum. Wir werden das Landärzteprogramm fortführen und uns weiter für die Stärkung des Faches Allgemeinmedizin einsetzen. Wir GRÜNE wollen, dass gesundheitliche Versorgung umfassend, sektorenübergreifend und innovativ ist. Neben einer gut ausgestatteten Krankenhausversorgung wird auch eine Rolle spielen, ob wir genügend Angebote zur Versorgung Pflegebedürftiger im Ländlichen Raum haben und ob niedrigschwellige Beratungsangebote für Menschen zur Verfügung stehen, die von psychischen Erkrankungen betroffen sind. Dazu werden wir neue Formen der Zusammenarbeit im Gesundheitswesen anstoßen. Regionale Gesundheitskonferenzen können eine wichtige Rolle spielen, um passende Versorgungskonzepte für die jeweilige Region zu entwickeln.

Digitale Entwicklungen im Gesundheitswesen können bei der Suche nach passenden Versorgungskonzepten einen wichtigen Beitrag leisten, zum Beispiel durch technische Assistenzsysteme für ein selbstbestimmtes Leben im Alter. Unser Ziel ist es, Menschen mit Behinderung einen gleichberechtigten Zugang zum Gesundheitswesen zu ermöglichen. Dafür ist es unerlässlich, umfassende Barrierefreiheit in Praxen, Krankenhäusern und anderen Einrichtungen, in denen Leistungen des Gesundheitssystems erbracht werden, herzustellen. Wir sehen darin eine wichtige Aufgabe, die wir zügig angehen und schrittweise umsetzen wollen.

Krankenhausplanung orientiert am Bedarf der Menschen

Die GRÜN-geführte Landesregierung ist auf dem Weg zu einer guten Gesundheitsversorgung in der Fläche einen gewaltigen Schritt vorangekommen. Nachdem jahrzehntelang nichts gegen das Kliniksterben und gezielte Privatisierungen unternommen worden ist, haben wir begonnen, unsere Krankenhäuser zukunftsfähig zu machen. Seit 2011 hat die GRÜN-geführte Landesregierung die Investitionen in den Erhalt und den Bau von Krankenhäusern um 35 Prozent erhöht. Das hat insbesondere kleine und mittelgroße Krankenhäuser vor der Schließung bewahrt. Allein im Landeshaushalt 2015/2016 haben wir 900 Millionen Euro für den Erhalt einer hochwertigen Krankenhausversorgung bereitgestellt. Auch den Etat für die Zentren für Psychiatrie haben wir deutlich aufgestockt. Trotz dieses Einsatzes steht die Krankenhauslandschaft noch immer vor großen Herausforderungen. Wir werden eine Krankenhaus-planung vorantreiben, die sich am tatsächlichen Versorgungsbedarf der Bevölkerung orientiert und ambulante und stationäre Angebote intelligent miteinander verzahnt. Gleichzeitig werden wir die Förderung von Krankenhäusern nach transparenten Kriterien ausrichten. Wir sind stolz auf unsere Unikliniken, denn hier wird das maximale Versorgungsspektrum angeboten und in die medizinische Forschung investiert. Auch kommunale Krankenhäuser sollen eine wichtige Säule der Versorgung bleiben. Eine Debatte zur Qualitätsverbesserung in Krankenhäusern haben wir begonnen, jetzt müssen die Ergebnisse umgesetzt werden. Ein großes Hindernis für Qualität, zum Beispiel in der Pflege, ist die ausschließliche Abrechnung von Krankenhausleistungen über das Fallpauschalensystem. Im Bund werden wir uns daher für eine grundlegende Überprüfung und Überarbeitung der Fallpauschalen einsetzen. Es muss eine separate Säule der Abrechnung geben, die auch Personalkosten abbildet.

Sektorübergreifende und interprofessionelle Versorgung

In unserer Gesellschaft werden demenzielle und psychische Erkrankungen häufiger und dementsprechend verändert sich auch der Versorgungsbedarf. Ambulante Versorgungsangebote müssen auf diesen neuen Bedarf zugeschnitten sein. Ein Meilenstein in dieser Hinsicht war nicht nur das Psychisch-Kranken-Hilfe-Gesetz der GRÜN-geführten Landesregierung, mit dem wir Hilfen und Schutzmaßnahmen für Menschen mit psychischen Erkrankungen vereinen und den Betroffenen eine verbesserte Teilnahme am gesellschaftlichen Leben ermöglichen. Wir haben auch die Sozialpsychiatrischen Dienste gestärkt, um die Menschen besser zu Hause versorgen zu können. Den von uns eingeschlagenen Weg zur Neuausrichtung des Landespsychiatrieplanes gehen wir konsequent weiter: Dabei sind uns der Ausbau von Krisen- und Notfalldiensten und eine weitere Ausdehnung von Home-Treatment-Angeboten besonders wichtig.

Den von uns eingeschlagenen Weg, unterschiedliche Hilfesysteme besser füreinander nutzbar zu machen, wollen wir vor allem für ältere Menschen und junge Betroffene ausbauen. Dabei werden Jugendpsychiatrische Verbünde (JPV) als feste Bestandteile der Gemeindepsychiatrischen Verbünde besondere Bedeutung erhalten. Die Belange älterer Menschen mit psychischen Belastungen wollen wir in die Aufgabengebiete der Gemeindepsychiatrischen Verbünde integrieren und dafür sorgen, dass die eigenständigen Versorgungssysteme zu Gunsten der Nutzer*innen bestmöglich kooperieren.

Die Zusammenarbeit der Gesundheitsberufe muss gestärkt werden. Für uns GRÜNE ist klar: Die Qualität der medizinischen Versorgung kann in Zukunft nur mit interprofessionellen Teams und durch eine Aufwertung der Gesundheitsfachberufe aufrechterhalten werden. Vor diesem Hintergrund setzen wir uns im Bund mit Nachdruck für eine Verbesserung der Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen der Pflegekräfte, Hebammen und weiterer Gesundheitsfachberufe ein. Um langfristig und auf institutioneller Basis die Pflege in alle relevanten gesundheitspolitischen Entscheidungsprozesse einzubeziehen, befürworten wir die Einrichtung einer Pflegekammer.

Medizinversorgung ganzheitlich denken

Komplementärmedizin – vor allem Naturheilverfahren – stellt ein wesentliches Element unseres Gesundheitswesens dar. Sie trägt nicht nur zur Vielfalt und Qualität der medizinischen Versorgung in unserem Land bei, sondern stellt darüber hinaus den Menschen als ganzheitliche Persönlichkeit in den Mittelpunkt. Das Ziel vertiefter Forschung im Bereich der Komplementärmedizin ist, dass alternative Heilmethoden in die Normalversorgung integriert und in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung aufgenommen werden. Darüber hinaus ist eine geschlechterbewusste Entwicklung der Medizin in Forschung und Versorgung notwendig.

Baden-Württemberg verfügt über enorme Kompetenz als Medizintechnikstandort. Diese wollen wir nutzen und im Hinblick auf Digitalisierung ausbauen, um auch in diesem Bereich die besonderen Potentiale des Landes vollständig zu nutzen.