BNN: Mit einer guten Portion Gelassenheit – Alexander Salomon kandidiert für die Grünen

Zur Landtagswahl am 13. März in Baden-Württemberg stellen die Badischen Neuesten Nachrichten Alexander Salomon aus dem Karlsruher Wahlkreis West in einem Portrait vor.

Zum verabredeten Fototermin bei der Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft kommt Alexander Salomon zu Fuß. Den Weg von seiner Wohnung in der Innenstadt bis zur Moltkestraße hat er für einen flotten Spaziergang genutzt. Noch häufiger als zu Fuß trifft man ihn auf dem Fahrrad. Für längere Strecken, etwa nach Stuttgart, wo er als Abgeordneter der Grünen im baden-württembergischen Landtag sitzt, nimmt er die Öffentlichen Verkehrsmittel. Ein Auto besitzt er nicht. „Das ist in der Stadt nicht notwendig“, findet der 29-Jährige. Als er wenig später den Anweisungen des Fotografen folgt, regnet es. Doch Salomon bleibt entspannt. Unaufgeregt und uneitel lächelt er in die Kamera. Schulterzucken. Das Wetter kann man nun mal nicht ändern.

Das ist wohl diese südländische Entspanntheit, über die er später in einem Café in der Waldstraße berichtet, während er an einem Milchkaffee nippt. In Portugal, wo er als Kind häufig die sechswöchigen Sommerferien bei den Großeltern verbrachte, hätte er bestimmt einen Galão bestellt, einen im Glas servierten Milchkaffee. Der gebürtige Karlsruher wuchs in einem Multikulti-Haushalt auf, mit einem deutschen Vater und einer portugiesischen Mutter. Bei der Frage, was an ihm typisch portugiesisch ist, muss Alexander Salomon nicht lange nachdenken. Seine Gelassenheit. „Ich erkläre nicht jedes Problem zum Untergang der Welt“, meint er schmunzelnd. Und typisch deutsch? „Meine Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit“, sagt er, „und wohl auch meine Detailverliebtheit“. Es reiche ihm nicht zu wissen, dass etwas funktioniert, er fragt auch nach dem Wie und Warum.

Salomon besitzt die doppelte Staatsbürgerschaft, ist ein überzeugter Europäer. Genauso am Herzen liegt ihm seine Heimatstadt Karlsruhe. Laut der EU-Kommission belege die Fächerstadt nach München, London und Paris europaweit den vierten Platz im Bereich IT. „Wir haben alle Hochschularten hier, sie sind ein Innovationsmotor, dazu forschungsnahe Institutionen – das wird auch in Stuttgart gesehen“, betont Salomon. Doch das reicht ihm noch nicht: „Wir müssen noch bessere Voraussetzungen und Anreize schaffen, dass die klugen Köpfe, die die Hochschulen hervorbringen hier bleiben und Unternehmen gründen, so dass auch der Mittelstand und das Handwerk davon profitieren“, sagt Salomon, der unter anderem Mitglied im Ausschuss für Wissenschaft, Forschung und Kunst und Sprecher für studentische Belange ist. „Denn das Problem ist: die guten Leute werden quasi an der Pforte weggekauft.“

Als die Karlsruher Alexander Salomon 2011 zum ersten Mal in den Landtag wählten, kam dieser gerade frisch von der Mainzer Johannes-Gutenberg-Universität, wo er Rechtswissenschaften studiert hatte. Mit 25 Jahren war er der jüngste Abgeordnete. Der Jüngste ist er nach wie vor im Parlament, aber die vier Jahre in der grün-roten Regierung, in denen er unter anderem im Innenausschuss, Petitionsausschuss und NSU-Untersuchungsausschuss mitarbeitete, haben den Karlsruher reifen und routinierter werden lassen. „Natürlich ist Lebenserfahrung gut, aber das Alter spielt keine übergeordnete Rolle. In der Politik arbeitet man zusammen, man braucht viele Perspektiven – diese Vielfalt ist wichtig“, ist Salomon überzeugt, der sein Mandat am 13. März im Wahlkreis West verteidigen möchte.

Für die Themen Bürgerrechte und Ökologie interessierte sich Alexander Salomon schon während seiner Schulzeit auf dem Helmholtz-Gymnasium. Ebenso für Friedenspolitik, die ihn bis heute umtreibt. „Wir reden viel über Krieg, kaum aber über Frieden“, bedauert er. Als Deutschland Ende 2001 beschließt, Soldaten in den Afghanistan-Krieg zu entsenden, ist das für den Schüler Salomon und seine Freunde die Initialzündung: Sie schließen sich den Grünen in Karlsruhe an und gründen die Grüne Jugend. Der Beginn seines politischen Engagements.

Seit vier Jahren ist sein Alltag geprägt von Ausschusssitzungen und Parlamentsdebatten, Salomon brütet über Vorlagen zu Datenschutz, zu Hochschul- und Netzpolitik, führt Fachgespräche, besucht Bildungs- und Forschungseinrichtungen.

Seine freie Zeit genießt der junge Karlsruher, der seit 2012 Vizepräsident der DLRG Baden ist, zusammen mit seiner Lebensgefährtin deshalb umso lieber in der Natur. Den passionierten Radfahrer zieht es regelmäßig an den Rhein, an die Alb und in den Hardtwald („wie viele Städte können schon eine solche Naherholung im Zentrum vorweisen?“). Oder es geht höher hinaus für ihn, in den Nationalpark Schwarzwald.

Eine Leidenschaft hat er auch für Theater und Kino („der letzte Film, der mich nachdrücklich beeindruckt hat, war ,Señor Kaplan’ vom uruguayischen Regisseur Álvaro Brechner“). Seine Jugend verbrachte Salomon in Hagsfeld, wo der KSC-Fan beim ASV Hagsfeld in der Innenverteidigung spielte. Aus Zeitmangel hängte er seine Kickschuhe dann aber an den Nagel – um sie vor vier Jahren wieder anzuziehen: Salomon verteidigt jetzt im Fußballteam des Landtags.

„Und ja, ich koche gerne“, sagt er und lacht. Eine seiner Lieblingszutaten sind Oliven. Für sie hat er eine große Schwäche. Und wenn sich dann seine Freunde um den gedeckten Tisch versammeln, essen, trinken und bis tief in die Nacht reden – dann ist das ein bisschen wie damals in den lauen Nächten seiner Kindheit in Portugal.

Patrizia Kaluzny