Radtour des AK Grünes Karlsruhe zum Thema Feuchtgebiete und Biodiversität

Trotz anfänglichem Regen waren an die 50 Teilnehmende der Einladung zu unserer Erkundungstour gefolgt, darunter wissenschaftliche Fachleute von Forschungsinstituten und Umweltorganisationen. Thema war wie bereits im letzten Jahr das Biodiversitätskonzept der Stadt Karlsruhe, eine umfängliche und differenzierte Studie, die im Auftrag der Stadt vom Institut für Botanik und Landschaftskunde erstellt und vom Gemeinderat 2022 beschlossen wurde. Diesmal wollten wir insbesondere Karlsruher Feuchtgebiete unter die Lupe nehmen. Dafür hatten wir auch diesmal den Institutsleiter und Autor der Studie Thomas Breunig gewinnen können, zusammen mit seiner Assistentin unsere Fahrradtour anzuführen und uns an verschiedenen Stellen der Stadt beispielhaft solche Naturräume und Biotope zu erläutern. Diese sind durch die Zunahme extremer Trockenperioden im Wechsel mit immer gravierenderen Starkregenereignissen und Überschwemmungen als Folge des Klimawandels zunehmend in ihrer Existenz bedroht, was besondere Anstrengungen erfordert, um ihre wichtigen Funktionen für den Artenschutz und als natürliche Wasserspeicher zur Vorsorge vor Austrocknung zu erhalten.

Mitgeradelt sind unter anderen auch unsere Umweltbürgermeisterin Bettina Lisbach sowie  Franziska von Andrian, Leiterin vom  Amt für Umwelt- und Arbeitsschutz, die zusammen mit ihrem Kollegen Johannes Niederstraßer die laufenden städtischen Aktivitäten und Umsetzungsmöglichkeiten vorstellte. Vom Treffpunkt Hauptbahnhof Süd ging es als langer Fahrradkorso durch den Oberwald, der im nacheiszeitlichen geologischen Tiefengebiet der Kinzig-Murg-Rinne liegt und als typischer Auenwald bei starkem Hochwasser der Alb zeitweilig überflutet ist. Unterstützt wird dies durch ein angelegtes Grabensystem, durch das auch in Verbindung mit  Erdwällen der Stadttteil Rüppurr vor Hochwasser geschützt wird.

Nächste Station waren die Salmenwiesen in Rüppurr. Auch diese großen Flächen bilden ein  Hochwasserretentionsgebiet und beheimaten als Feuchtwiesen seltene Pflanzenarten, die anderweitig längst verschwunden sind. Aber nicht nur deshalb muss hier die Austrocknung verhindert werden. Unter einer dicken Erdschicht befindet sich das tiefschwarze Material einer historischen Moorlandschaft und damit ein gewaltiger CO2-Speicher der bei weiterer Austrocknung dieses Gas wieder in die Luft abgeben würde. Aus früherer, so nicht mehr vorhandener landwirtschaftlicher Nutzung ist das Gelände mit kleineren und größeren Bewässerungsgräben durchzogen, die mittlerweile überwiegend trocken liegen. Das Umweltamt sorgt im Zuge der Landschaftspflege derzeit dafür, dass diese Gräben erhalten werden und nicht durch Verkrautung und Erosion verschwinden. Durch tiefer greifende Maßnahmen zur Wiederherstellung und zum dauerhaften Erhalt der vollen Funktionsfähigkeit dieser Wasseradern ist nun eine Wiedervernässung der Wiesen und des Untergrunds geplant. Nachhaltig finanziert werden kann dies als Ausgleichsmaßnahme für den geplanten Bau eines großen Hochwasserdamms östlich von Ettlingen im Albtal.

Weiter ging es entlang der Alb. Die in deren Verlauf von der Stadt vorgenommenen Renaturierungsmaßnahmen wurden von Thomas Breunig gelobt, auch wenn dies wegen der räumlichen Enge eher nur eine Revitalisierung sei. Dabei wurden aber durch den Einbau von Strömungshindernissen kleine Aufstauungen und Richtungsänderungen im vorhandenen Bachbett des ursprünglich geradlinig kanalisierten Flusses erreicht, die sich biologisch positiv auf die Wasserqualität auswirken. Die ist relativ gut, auch weil auf städtischem Gebiet keine Abwassereinleitungen mehr vorhanden sind.

Die letzte Station war die Fritschlach in Daxlanden und deren Feuchtbiotope in einem alten Rheinlauf mit Zwergbinsen und zum Teil äußerst seltenen Orchideen. Auch hier sind regelmäßige Pflegemaßnahmen erforderlich, um diese Artenvielfalt zu erhalten und ihre Verdrängung durch Verbuschung und Vergrasung zu verhindern.

Schlusspunkt unserer Tour war dann bei der Osteria Contrario, wo wir bei erholsamer Einkehr die gewonnenen Eindrücke gesellig nachwirken lassen konnten.

Matthias Voigt