Gut versorgt in Karlsruhe!? – medizinisch, pflegerisch, sozial und wohnortnah

Foto: Christofer Leschinger

Am 25. Januar 2024 organisierte der Arbeitskreis Gesundheit eine Podiumsdiskussion zur medizinischen und pflegerischen Versorgung in Karlsruhe. Die Veranstaltung stand unter Schirmherrschaft unserer Karlsruher Gesundheitsbürgermeisterin Bettina Lisbach, die die Podiumsteilnehmerinnen und die Gäste im ibz begrüßte. 

  • Kann in Zeiten des demographischen Wandels und des Fachkräftemangels auch zukünftig eine gute Versorgung der Menschen in Karlsruhe sichergestellt werden?
  • Was zeichnet eine gute medizinische und pflegerische Versorgung aus? 
  • Wie können wir den künftigen Herausforderungen begegnen?  

Nicht zuletzt an der kompetenten Besetzung des Podiums zeigte sich, dass das Gesundheitswesen fest in weiblicher Hand ist und die Pflege von Angehörigen sowie die professionelle Pflege von Frauen geleistet und organisiert wird. Zu den oben genannten Leitfragen diskutierten:

  • Petra Kuch, Dozentin und Coach sowie pflegende Angehörige
  • Verena Anlauf, Stadträtin im Karlsruher Gemeinderat
  • Dr. Linda Mandel, Fachärztin für Allgemeinmedizin
  • Clarissa Simon, Leiterin Gesundheit und Pflege der AWO
  • Petra Spitzmüller, Geschäfsführerin AOK Mittlerer Oberrhein 
  • Dr. Ute Leidig, MdL und Staatssekretärin im Sozialministerium
Foto: Christofer Leschinger

Der Abend lebte durch den vielschichtigen Blick der unterschiedlichen Akteurinnen auf die aktuellen Herausforderungen im Gesundheitswesen. Sehr spannend war hierbei der Blickwinkel von Petra Kuch, die gleich zu Beginn als pflegende Angehörige plastisch und drastisch ihre Erfahrungen mit dem System schilderte. 

Stadträtin Verena Anlauf betonte die hohe Komplexität der Regelungen im Grenzbereich zwischen Sozial- und Gesundheitssystem. Auch wenn der Spielraum für die Kommunen begrenzt ist, sei es wichtig, kommunalpolitische Akzente zu setzen und ein optimales Netzwerk aus Beratungs- und Unterstützungsmaßnahmen aufzubauen. Deutlich kritisierte sie den Neoliberalismus im Gesundheitswesen und die Gewinnmaximierungsinteressen vor allem privater Unternehmen. 

Auch Allgemeinmedizinerin Dr. Linda Mandel kritisierte die Kommerzialisierung im Gesundheitswesen sowie die regulatorischen Vorgaben. Sie arbeite sehr gerne im „schönsten Beruf der Welt“, denn man bekomme von den Patientinnen und Patienten wahnsinnig viel zurück – was keinen Spass mache seien jedoch die bürokratischen Rahmenbedingungen. 

Auch Clarissa Simon, Leiterin Gesundheit und Pflege der AWO, sah die überbordende Bürokratie und insbesondere die Inkompatibilität zwischen den einzelnen Bereichen kritisch. Es brauche eine bessere digitale Vernetzung. Darüber hinaus plädierte sie dafür, der Pflege wieder mehr Kompetenzen zuzusprechen. Solche innovativen Konzepte würden jedoch häufig an der Finanzierung beziehungsweise an den gesetzlichen Möglichkeiten scheitern. 

Petra Spitzmüller, Geschäftsführerin der AOK Mittlerer Oberrhein, betonte ebenfalls die Chance der digitalen Vernetzung und einer elektronischen Patientenakte. Außerdem plädierte sie für mehr Eigenverantwortung und eine Förderung der Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung. Als Vertreterin der gesetzlichen Krankenversicherung sieht sie es kritisch, dass die Privatversicherungen beziehungsweise deren Versicherte sich immer wieder aus der Regelversorgung herausziehen könnten und so die gesetzliche Krankenversicherung innovative Ansätze quer finanziere.

„Digital vor ambulant vor stationär“ sei die Handlungsmaxime der Landesregierung, so Staatssekretärin Dr. Ute Leidig. Obwohl so viele Ärztinnen und Ärzte tätig seien wie noch nie hätten wir einen Ärztemangel, so dass geprüft werden müsse, welche Tätigkeiten vom Arzt oder der Ärztin erbracht werden müssen und was künftig durch digitale Lösungen oder durch anderes Fachpersonal erfolgen könne. Es brauche daher eine Stärkung der Assistenzberufe. 

Alles hängt mit allem zusammen, so das Fazit des Abends. Wenn wir nur das tun, was wir schon immer getan haben, bekommen wir auch nur das, was wir schon immer bekommen haben. Es braucht daher mehr innovative Ansätze für eine modere bedarfsgerechte pflegerische und medizinische Versorgung.

Vielen Dank an Stadtrat Niko Riebel für die Einleitung in die Thematik und an die Podiumsteilnehmerinnen für die engagierte Diskussion, außerdem ein riesengroßes Dankeschön an Silke Wüstholz für die perfekte Moderation und die intensive Vorbereitung der Veranstaltung gemeinsam mit Tim Wirth und Klaus Nägele sowie dem gesamten Team des Arbeitskreises Gesundheit