Gastbeitrag von Sven Giegold, Sprecher der deutschen Grünen im Europäischen Parlament, für die „Gastwirtschaft“-Kolumne der Frankfurter Rundschau
In Deutschland weitgehend unbekannt, hat Schweden eine effiziente Form kapitalgedeckter Altersvorsorge als Ergänzung zur staatlichen Rente aufgebaut. 2,5% ihres Lohns legen Arbeitnehmer jeden Monat zur Seite. Die Anleger können wählen, in welchen der rund 800 Fonds im System sie einzahlen. Wer sich nicht entscheiden kann, zahlt in den staatlich verwalteten Fonds. Und die Leistung dieses Fonds hat es in sich. In den letzten 16 Jahren erwirtschaftete er durchschnittlich 6,5% Rendite pro Jahr! Die Kosten der Vermögensverwaltung beliefen sich nur auf 0,15% des angelegten Kapitals pro Jahr. Dafür bekommen die Anleger einen aktiv gemangten Fonds, der dazu noch auf soziale und ökologische Kriterien achtet. Davon können Kapitalanleger in Deutschland nur träumen. Selbst passiv gemanagte Fonds sind teurer. Kapitallebensversicherungen und Investmentfonds kassieren oft 1,5% und mehr des angelegten Kapitals. Das schwedische System ist also 10mal effizienter und liefert stabil eine attraktive Rendite. Wem der öffentlich gemangte Fonds nicht schmeckt, kann auch einen der 800 privaten Fonds im System auswählen. Auch da sorgt der Staat für starken Verbraucherschutz: Im System zugelassen sind nur Fonds, die über 50% der üblichen Gebühren an die Anleger zurückzahlen. Allerdings entscheiden sich die meisten Anleger für den öffentlichen Fonds – kein Wunder bei der Leistung.
Dieses anlegerfreundliche System ist nur möglich, weil die Anlage verpflichtend ist, so dass ein teurer Vertriebsapparat der privaten Finanzanbieter wie in Deutschland unnötig ist. Die Förderung der kapitalgedeckten Altersvorsorge per Riester und Rürup ist dagegen ein Schuss in den Ofen. Die staatlichen Gelder in Milliardenhöhe fließen jedes Jahr in fragwürdige Lebensversicherungen und Fonds mit hohen Gebühren, barocke Gehälter im Management von Banken und Versicherungen inklusive. Auch soziale und ökologische Kriterien sind in der Geldanlage kaum zu finden.
Ärgerlich ist, dass auch schwedische Bürgerinnen und Bürger nicht mehr Kapital über dieses Gemeinschaftssystem ansparen dürfen. Die Verluste wollte man wohl auch in Schweden der privaten Finanzwirtschaft nicht zumuten. Ebenso ärgerlich ist, dass nur Schweden einzahlen dürfen. Deutsche und andere EU-Bürger dürfen sich nicht beteiligen.
Daher müssen wir uns schon selbst anstrengen und unsere ineffiziente Finanzbranche verbraucherfreundlich machen. Angesichts von Altersarmut können wir uns jedenfalls die teuren Fehlsubventionen per Riester und Rürup nicht mehr leisten. Ein Bürgerfonds, der sozial und ökologisch investiert, wäre eine gute Perspektive, um die Vorteiler der Finanzmärkte tatsächlich den Sparern zukommen zu lassen!