Schaffen wir das? Ist es geschafft?

Nein, nicht was Sie denken – schon wieder das Flüchtlingsthema, schon wieder diese Debatte, die uns seit spätestens diesem Sommer als politisches Thema Nummer 1 begleitet.

Nein, die Klimakonferenz in Paris ist gerade zu Ende gegangen: Zwei Wochen Debatten, sogar mit Verlängerung bis Samstag, und mit einem Ergebnis, das schon kurz nach seiner Verkündigung das Label „historisch“ erhalten hat. 196 beteiligte Staaten bekennen erstmals vertraglich ihren Willen, die Erderwärmung zu begrenzen. Wünschen wir ihnen dabei maximalen und schnellen Erfolg!

Da sitzen wir also wieder, brüten über Ergebnissen, Vertragstext und Tabellen, dem 2- oder gar 1,5-°C-Ziel und hoffen, dass die schon realen und vor allem die zukünftigen Naturkatastrophen an uns vorübergehen mögen.

Da schauen wir weiterhin erstaunt auf die USA, wo eine republikanische Mehrheit im Senat eine „Grußbotschaft“ an die Klimakonferenz schickte, dass der Klimawandel eine Verschwörungstheorie sei.

Da registrieren wir, schon mit weniger Erstaunen, dass pünktlich zur Konferenz in Paris in Peking wegen der Luftverschmutzung „Alarmstufe Rot“ ausgerufen wurde und wir allabendlich in den Nachrichten Bilder von Menschen geliefert bekamen, die mit Atemmasken ihren Weg durch den Smog suchten.

Da sitzen wir also wieder, wir Europäer, die wir so gerne Vorbild sein möchten und schauen auf die Ergebnisse und Ziele, während die Kohlekraftwerke weiterlaufen, der Braunkohletagebau notfalls mit der Polizei verteidigt, der VW-Diesel softwareupgedatet, die eigene Flugreise – gerne über Weihnachten „ins Warme“ – gerechtfertigt wird.

Da fliegen sie wieder nach Hause, die Teilnehmer aus den kleinen, von Überflutung bedrohten Staaten wie den Malediven, und fragen sich, ob ihr Atoll auch in 40 Jahren noch da oder in 20 Jahren schon untergegangen sein wird oder ob dieser Vertrag von Paris ihre Heimat doch noch retten kann.

Oder fliegen sie doch nicht? Da stehen sie, die Delegierten aus Samoa, Fidschi oder Tonga, und überlegen, ob sich die Rückreise noch lohnt oder ob sie sich nicht besser schon mal in Mitteleuropa umschauen, möglichst nicht so nah an der Nordsee, denn da experimentieren die Niederländer auch schon verstärkt mit Hausbooten, nicht so nah am Mittelmeer, da hatte Marseille schon 2003 eine Jahrhundertflut, vielleicht eher in einem Mittelgebirgsraum, und sie sehen neben den Vogesen auch Schwarzwald, Taunus und Thüringer Wald auf der Landkarte. Und überlegen, ob es nicht fair wäre, zuhause Bescheid zu sagen, dass sie doch gleich bleiben werden, weil sich – bei aller Hoffnung – aller Wahrscheinlichkeit nach die teure Heimreise eben nicht mehr lohnt. Und die Nachricht verbreitet sich über die Südsee-Atolle nach Indonesien, auf die Philippinen, nach… und dann kommen die… und wie sind wir jetzt bloß wieder auf das Thema „Flüchtlinge“ gekommen?

Ekkehard Hodapp