Gegen jeden Antisemitismus – Kundgebung und Mahnwache am 26.11.23

Bei der Kundgebung und Mahnwache “Gegen jeden Antisemitismus” am 26. November 2023 hat für uns GRÜNE Verena Anlauf diese Rede gehalten:

“Liebe Karlsruherinnen und Karlsruher, liebe Anwesende und Organisator*innen diese Veranstaltung!

Mein Name ist Verena Anlauf, ich bin grüne Stadträtin im Karlsruher Gemeinderat. Ich fühle mich geehrt, auf dieser Veranstaltung sprechen zu dürfen.

Es macht mich fassungslos zu sehen und ich bin entsetzt darüber, in welchem Maß, die Angriffe gegen Jüdinnen und Juden in den letzten Wochen zugenommen haben. Obwohl es schon vor dem barbarischen Angriff der Hamas viel zu viele waren. 

Es gibt keine Rechtfertigung für Antisemitismus. Sie ist Ausdruck von Unmenschlichkeit. Wir müssen überall und unbedingt – davon hängt unsere Demokratie ab – daran festhalten, dass jeder Mensch einzeln und für sich steht.  Egal welche Religion, welche Ethnie, welche Hautfarbe, ob er oder sie gern Fußball oder lieber Handball mag, ob er oder sie blonde oder schwarze Haare hat. Jüd*innen und Juden sind so unterschiedlich wie Katholik*innen, Protestant*innen, Muslime, Atheist*innen, wie Karlsruher*innen.. 

Auch wenn jemand Kritik an der gegenwärtigen Politik der israelischen Regierung hat, ist das niemals ein Grund für Feindlichkeit gegen Jüd*innen. Das eine hat mit dem andren rein gar nichts zu tun. Es gibt nie eine Rechtfertigung für gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und für Antisemitismus. Nicht von sogenannten Intellektuellen, von Künstler*innen oder anderen.

Ich denke mit Trauer an die Entführten durch den grausamen Hamasterror – und bin sehr froh, dass einige Frauen und Kinder freigelassen wurden – und hoffe, dass schnellstens alle freigelassen werden. Ich denke an die ermordeten Israelis und ich denke an die Palästinenser‘innen im Gaza-Streifen, die dem Krieg ausgeliefert sind und von der Hamas in Geißelhaft genommen werden. Zusätzlich wurde die unglaubliche Bestialität der Hamas gegen israelische Frauen, gegen Jüd*innen bis jetzt zu wenig zur Kenntnis genommen.  Der Hamas-Terror muss als antisemitischer aber auch als geschlechtsspezifischer Terror gegen Frauen angesehen werden. 

Ich glaube, die deutlich angestiegene Anzahl an Gewaltaktionen gegen Jüdinnen und Juden in Deutschland zeigen: Es reicht nicht, dass wir demokratisch denkende Menschen bei Veranstaltungen wie dieser Präsenz zeigen und ansonsten passiv bleiben.

Es reicht nicht, dass wir uns erläutern, warum Antisemitismus nirgendwo einen Platz haben darf und warum. Das wissen wir hier alle längst.

Es geht darum, wie wir stärker ins Handeln kommen, ins Dazwischentreten, ins Entgegensetzen, auch bei jeder kleinsten antisemitischen Äußerung. 

Bei der Beschäftigung mit dieser Rede, fragte ich mich, was ich konkret zusätzlich tun kann. Vielleicht geben Ihnen meine Überlegungen Anregungen und diese sind:

Ich will mit diesem Thema nicht allein sein, Zusammenschluss tut mir gut. Deshalb will ich noch in diesem Jahr in meiner Familie, in Freundes-

gruppen darüber sprechen. Wir müssen dann zusammen klären: Wie können wir sofort – ich meine damit tatsächlich sofort – dazwischen treten, wenn wir hetzerische Bemerkungen in der Bahn, bei der Arbeit oder egal wo mitbekommen? Welche Sätze sind sinnvoll? Ich will besser als bisher vorbereitet sein. 

Und ich nehme mir vor, in der Öffentlichkeit, wie in der Straßenbahn auch fremde Mitbürger*innen anzusprechen, sie um Mithilfe zu bitten, oder auch die Bitte, dass sie die Polizei anrufen, wenn es brenzlig wird. Wir müssen aus der Vereinzelung raus und mutige Unterstützerketten initiieren.  

Ich nehme mir vor, dem Kampf gegen Antisemitismus in den Seminaren bei verdi, die ich regelmäßig leite, immer einen festen Zeitrahmen zu geben und über Handlungsmöglichkeiten mit den Kolleg*innen zu sprechen. So ist der Kampf gegen Antisemitismus bei mir noch besser in meinem Alltag und im Bündnis mit anderen verankert.

Vielleicht fallen Ihnen auch – hier und jetzt – eventuell zusätzliche individuelle Schritte in ihren Lebensbereichen ein? Vielleicht trauen Sie sich, diese Überlegungen nach dieser Kundgebung jemanden, vielleicht auch einer unbekannten Nachbar*in mitzuteilen?

Denn ich denke, das wichtigste ist der Zusammenschluss von uns Demokrat*innen für Menschlichkeit, für Demokratie und entschieden gegen Antisemitismus!

Vielen Dank.”